LOUNGE
katjalysator for graphic design
von Beatrice Fankhauser
Am Bellevue in Zürich macht der neue Sushi Place Yooji’s mit bunter Unbeschwertheit auf sich aufmerksam. Im belebenden Interieur sorgen grafische Elemente für Überraschung. Hier war Inspector Vector aka Katja Peter am Werk, die neben Talent und Können noch Platz für Humor lässt und sich selber nicht nur ernst nimmt. Das brillante Gestaltungskonzept verleiht dem Gastrokonzept der Höschgasse Gastro AG den unverwechselbaren Charakter. Zugegeben, es braucht Können, Phantasie und Mut, Grafik Design kompromisslos in einem Interieur anzuwenden. Für das Yooji’s ging der Auftraggeber noch einen Schritt weiter. Neben Drucksachen und Verpackungen wurden die grafischen Elemente in der Innendekoration sowie im digitalen Chatroom integriert. Die Farbwelt und die formalen Qualitäten tragen die unverkennbare Handschrift der Künstlerin, könnte doch Yooji, die Ikone der Höschgasse Gastro AG, direkt ihrer Kunstreihe Identity entsprungen sein. Lounge traf die Designerin der Extraklasse bei schmackhaften Green Goddess Sushis natürlich im Yooji’s.
Deine Grafikelemente integrieren sich beim Yooji’s harmonisch ins Interieur. Wie bist du vorgegangen?
Aufgrund einzelner Inputs (zb. Kirschblüte, Wasabigrün) seitens Auftraggeber entwickelten wir einen Bausatz von verschiedenen Vector-Elementen, die wir flexibel im Projekt einsetzen konnten, mal nur ein paar Pixel gross, mal fünf Meter hoch. Anhand des 1:50 Modells haben wir die Stimmungen simuliert. Die grafische Sprache sollte der Zeit entsprechen, jedoch nicht trendig sein, damit es auch langfristig funktioniert ohne sich zu erschöpfen, in diesem Sinne klassisch.
Was waren für dich die grössten Herausforderungen?
Knappe 8 Wochen Zeit vom Gestaltungskonzept bis zur Eröffnung, die Dimensionen, das Colormanagement. Die Abstimmung der Farbpalette auf den verschiedenen Trägermaterialien war tricky, denn Farbe entsteht bekanntlich im Licht, je nach Beleuchtung wirkt sie im Raum oder auf verschiedenen Materialien oder Veredelungen ganz anders. Dank dem engagierten Team von BOST ist das Resultat verblüffend gut. Es ist unmöglich, etwas spezielles mit durchschnittlich motivierten Mitarbeitern zu realisieren. Wir kommen einfach nicht weiter, wenn wir nicht bis an die Grenzen gehen. An dieser Stelle gilt allen Unermüdlichen grossen Dank. Mit der unbeschwerten Farbwahl wurden in den drei Räumen verschiedene Stimmungen geschaffen: Einladende Frische versprüht die Juice Bar. In einem besonders kostbaren Türkis wurde hier mit dem liquiden Element gespielt. Man hat das Gefühl, es sprudle nicht nur in den Saftbehältern an der Seitenwand. Im Gegensatz dazu lädt das Obergeschoss eher zum romantischen Verweilen ein. Der Schriftzug, der im Raum Keiten durch die Decke unterbrochen ist, setzt sich hier fort. Das diskrete «branding» wird als interessantes Dekoelement eingesetzt. Das Wasabigrün spielt in den Räumen eine dominierende Rolle wie auch die Kirschblütensilhouette, von BOST Productions aus Alucabond CNC gefräst und vorort zusammengebaut. Ausgetüftelt wird im Labor für visuelle Rauscherlebnisse, dem Visual Dope Laboratory, wie Katja Peter ihre Agentur in Zürich seit 1995 nennt. Hier generiert sie nicht nur Ideen – zurzeit das Gestaltungskonzept für eine Kinder- und Jugendpsychiatrie in Küsnacht - sondern arbeitet auch an Werkserien, Identitiy z.B. zeigt vektorbasiert interpretierte Charakterköpfe.
Was macht für dich die Faszination der Vektor- Technik, deinem Hauptarbeitsmittel, aus?
Abgesehen von der unschlagbaren Präzision hat Vektor den grossen Vorteil, dass ich Sujets beliebig transformieren kann, ohne dass dabei Informationen verloren gehen. Darauf basieren auch manche meiner Kunstprojekte wie «Pure Beauty of Disillusion», eine acht Meter lange Interpretation einer Antarktiklandschaft. Ich male digital anhand eines Photos mittels Zeichenstift und Grafiktablett. Die Herausforderung dabei ist, mit einer Software, die unzählige Gestalter benutzen, meinen eigenen Style zu wahren.
Welche Rolle spielen Formen und Farben in deinem privaten Interieur?
Eine zentrale aber ich ertrage nicht alle Farben überall, von der beliebigen Kombination ganz abgesehen. Ich fände an einem Schlafzimmer in Orange wohl wenig Gefallen. Farbe ist für mich ein elementarer Moodtransporter. Mein Schlafzimmer ist in Vanille gehalten, kombiniert mit Gold und Schwarz/Weiss. Die Stimmung wirkt eher nostalgisch, da gibt es eine Ahnengalerie, ausgestopfte Tiere, Felle. Im Chill Out findest du etwa 50 selbst genähte Kissen in Pink, Orange und Rot. Den Stoff dazu habe ich aus Djerba mitgebracht. Ich sammle zeitweise unheimlich gern. Kurioses mit Charakter. Du findest bei mir auch Flugzeugsitze oder ein englisches Elektrocheminée.
Wie wichtig sind diese verschiedenen Stimmungen für dich?
Ich denke, der Mensch ist per se widersprüchlich, destruktiv und immer auf der Suche nach dem Paradies. Ich liebe die Vielfalt wie die Einheit. Ich benutze verschiedenste Stilmittel, sowohl naturalistisch, radikal-realistisch, phantastisch, infantil ... ohne hoffentlich dabei mein Profil zu verlieren.
Was wünschst du dir für die gestalterische Zukunft?
Mehr Mut, das steht uns gut, eine Nacht mehr Zeit und natürlich mehr Budget für alle.